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  • Raumfahrtorganisation ESA, Noordwijk

    Neubau eines Laborgebäudes

Neubau eines Laborgebäudekomplex für die ESA in Noordwijk

Am Standort Noordwijk an der südholländischen Nordseeküste betreibt die europäische Raumfahrtorganisation ESA das ausgedehnte Entwicklungszentrum und Testgelände für Raumfahrzeuge ESTEC (European Space Research and Technology Centre). Im Herzen der Anlage sollte auf einem Abbruchgelände von asbestverseuchten Gebäuden ein neuer Labor- und Forschungskomplex entstehen. Neben einem ca. 120 m langen, viergeschossigen Neubau eines Bürogebäudes, das bereits während der Bauphase um weitere 24 m erweitert werden sollte, entstand eine vielfältige Gebäudestruktur für physikalische Laborbereiche mit hohen bautechnischen Anforderungen.

 

Eine Großzentrifugenanlage mit acht Metern Durchmesser für Experimente unter den Auswirkungen einer maximalen Erdbeschleunigung von bis zu 20 G stellte eine dieser Besonderheiten dar. Im Gegensatz zu der bewegten Zentrifuge war ein vollkommen ruhiger Reinraum mit einem schwingungsgedämpften Versuchsfeld – dem Seismic Block von ca. 17 m x 4 m für Experimente von Mikroantrieben zur Satellitensteuerung zu errichten. Dieser Bereich musste so von der Umgebung entkoppelt werden, dass weder Schwingungen aus der Wellenbewegung der 300 m entfernten Nordsee, aus dem Fahr- oder Fußgängerverkehr, Windeinwirkungen auf das Gebäude oder Schwingungen aus benachbarten Versuchsanlagen messbar sein durften. Ebenfalls schwingungsgedämpft waren die zwei Elektronenmikroskopieanlagen unterzubringen.

 

An anderer Stelle im Gebäude wurden wiederum Reinräume für mechanische Tests mit großen Vibratoren zur Untersuchung des Verhaltens von Geräten und Materialien im Weltraumeinsatz eingerichtet. Zur Simulation von großen Temperaturschwankungen von -185 °C bis +100 °C ist ein Versuchsbereich mit Vakuumkammern vorgesehen. Um diese niedrigen Temperaturen mit flüssigem Stickstoff zu erzeugen, wurden vier Gastanks mit einem Fassungsvermögen von 120.000 Litern auf der Nordseite des Gebäudes installiert. Für Versuche mit radioaktivem Material galt es, einen besonders abgeschirmten Raum zu konstruieren.

 

Der überdachte Verbindungsgang zwischen dem neuen Laborgebäude und dem Verwaltungsgebäude – die sogenannte Mall – ist ein gestalterisches Highlight: 144 unter dem Glasdach montierte Glaspaneele in fünf Farben erinnern an die Sonnensegel eines Satelliten. Die schwarzen Bodenplatten aus Kunststein mit Glitzerelementen wirken auf den Betrachter wie ein nächtlicher Sternenhimmel.

Aufgrund der hohen technischen Vorgaben für das Gebäude war die Planung für das Projekt eine interessante Herausforderung. Auch die Zusammenarbeit im Team mit Planungspartnern aus den Niederlanden war eine wertvolle Erfahrung. Bei diesem Projekt hat die pbr AG im Fachgebiet Architektur, Tragwerksplanung und der Technischen Gebäudeausrüstung Planungsleistungen erbracht.

Fertigstellung
12/2006
Gesamtbausumme
13,6 Mio. € (brutto)
Flächen und Rauminhalte
NF 10.392 m²
BGF 14.166 m²
BRI 60.042 m³
Bauherr
ESTEC European
Space Research & Technology Centre
Leistungen pbr
Architektur
Tragwerksplanung
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