
Mehr Dach, mehr Biodiversität, mehr Klimaschutz
Der Neubau der Bibliothek und der Bürgerdienste Jena ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass auch in dichter innerstädtischer Bestandsbebauung ein bedeutendes bauliches Zeichen für eine Stadt entstehen kann. Und kennzeichnend für das kommunale Vorbildprojekt ist seine besondere Nachhaltigkeit bei der Dachgestaltung: von den Gründächern mit ihrer hohen Biodiversität bis zu den Kombinationen mit Photovoltaik ist alles dabei und die Terrassen laden mit ihrem Ausblick zum Verweilen ein.
Die Ernst-Abbe-Bücherei, gegründet 1896, ist eine der ältesten Kultureinrichtungen Jenas. Mit ihrem Bestand von rund 150.000 Medien und jährlich rund einer Million Entleihungen zählt sie zu den größten öffentlichen Bibliotheken in Thüringen. Sehr groß, flächenmäßig, sind auch die Dachflächen. Und das haben wir uns zu Nutzen gemacht, um das Klima zu schonen respektive zu verbessern.
1.800 Quadratmeter Biodiversität
Der Neubau verfügt über 2.400 Quadratmeter Gesamtdachfläche. Rund 1.800 Quadratmeter davon haben wir extensiv begrünt. Die Dachbegrünungen sind sowohl von den Innenräumen als auch von den umliegenden Gebäuden einsehbar. Deshalb, aber vor allem um die Biodiversität zu erhöhen und das Mikroklima zu verbessern, haben wir eine artenreiche und blühende Dachlandschaft realisiert. Steinrosenflur mit rund ein Dutzend verschiedener Sedum- und Staudenarten, wie Nelken un Blauschwingel sowie ergänzend die Pflanzengemeinschaft Bienenweide kommen hier zum Einsatz. Im Zeitraum von März bis zum Spätherbst blühen zeitversetzt 35 nektarreiche Futterpflanzen für Bienen und andere Insekten. Dabei sorgt eine effiziente Unterflurbewässerung für ausreichend Befeuchtung, auch wenn Niederschläge ausbleiben.
Effiziente Bewässerung mit Regenwasser
Wir haben uns für ein zweischichtiges Aquafleece entschieden, das aufgrund seines unterseitigen Gewebes in der Lage ist, Wasser zuerst in der Fläche zu verteilen und nur durchtropfen zu lassen, wenn das oberseitige hochkapillarwirksame Vlies vollflächig wassergesättigt ist. Diese Art der Unterflurbewässerung zeichnet sich durch einen deutlich geringeren Wasserverbrauch im Vergleich zu einer herkömmlichen Zusatzbewässerung aus, da das Wasser direkt im Wurzelraum ohne Verdunstungsverluste zur Verfügung steht. Zur Speisung des Bewässerungssystems nutzen wir Regenwasser, das in einer 25.000 Liter-Zisterne gesammelt wird, die sich im Bereich eines Innenhofes befindet.
Leistungsstarke Solaranlage
Auf den Gebäudeflächen über dem dritten und vierten Obergeschoss haben wir die Extensivbegrünung außerdem mit Solaranlagen kombiniert. Da die Bepflanzung für eine vergleichsweise geringere Umgebungstemperatur sorgt, steigert diese den Leistungsgrad der Photovoltaikanlagen. So werden auf den Dächern der Bibliothek und der Bürgerdienste rund 30 kWp Strom erzeugt und für den Eigenbedarf genutzt.