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Nach- oder ganzheitlich?

Unser Konzept für das Berufliche Bildungszentrum Schwerin ist allumfassend

Ganz im Sinne von pbr:GeN betrachten wir das Thema Nachhaltigkeit im Entwurf für den Neubau des Beruflichen Bildungszentrums in Schwerin allumfassend. Der Nachhaltigkeitsgedanke geht weit über die reine Energieeinsparung hinaus.

Uns so haben wir alle Gebäude in großen Teilen nach einem gleichen bis ähnlichen Grundtypus entwickelt. Auf diese Weise ermöglichen wir einen Wechsel bzw. die Substitution einzelner Funktionseinheiten ohne, dass größere Eingriffe/Umbauarbeiten erforderlich werden. Durch die gewählte SB-Skelettbauweise mit Holzhybriddecken und flexiblen Raumtrennwänden lässt sich eine spätere Umnutzung kurzfristig und wirtschaftlich realisieren. Nicht zuletzt kann die modular aufgebaute Fassade auf zukünftige Veränderungen im Inneren des Gebäudes gut reagieren. Durch die Umsetzung von funktionellen Grundrissstrukturen mit hoher und dauerhafter Nutzerakzeptanz wird eine lange Nutzungsdauer ohne wesentliche Eingriffe in die Substanz erzielt und damit Umbaukosten gespart. Durch die Wahl von robusten Materialien im Ausbau gewährleisten wir eine dauerhafte werthaltige Anmutung; Instandsetzungs- bzw. Unterhaltungskosten werden deutlich reduziert. Das Verhältnis Hüllfläche Neubau/Bruttorauminhalt liegt mit dem Wert 0,3 unter den Referenzwerten der aktuellen Vergleichsobjekte und lässt eine effiziente Unterhaltung hinsichtlich Heizung und Reinigung erwarten. Durch die Nutzung von Abbruchmaterial der Rückbaubereiche auf dem Grundstück werden wir vorhandene Ressourcen sinnvoll in den Bauprozess im Sinne des ‚Upcyclings‘ integrieren. Die zentrale und konzentrierte Anordnung von Technikflächen ermöglicht eine sinnvolle und kurze Leitungsführung und damit einen effizienten Betrieb der zukünftigen Anlage. Die gewählte Betonfertigteilfassade ist nahezu wartungsfrei, senkt damit auch die Unterhaltskosten und vermittelt eine dauerhafte Werthaltigkeit des Gebäudes.

Durch eine flexible Erschließung des Mensabereiches und der Aula können diese Bereiche auch einer externen Nutzung im Sinne einer Stadtteilintegration zugeführt werden und werten das gesamten Quartier enorm auf. Die Ausbildung der Dächer als begrünte Flächen mit Speichervolumen führt neben einer verbesserten Feinstaubbindung und verzögerter Regenwasserableitung auch zu einer zusätzlichen Kühlung des Gebäudes in den Sommermonaten und damit zu einer Reduzierung von Energiekosten. Der verbindende Mittelbau wird als extensives Gründach genutzt und bietet einen Beitrag zur Biodiversität und Artenförderung. Das Regenwassermanagement erfolgt mittels eines gedrosselten Systems, dass die anfallenden Niederschläge von der mit PV-Modulen belegte Dachfläche zu dem tiefer liegenden Biodiversitätsdach leiten. Speichermodule stellen der Vegetation auf dem 0% Dach dauerhaft ausreichend Wasser zu Verfügung.

Als nichttragende Außenwandkonstruktion am Schulgebäude wird eine Vorsatzfassade aus eingefärbten Faserbetonfertigteilelementen mit Betonung der horizontalen Deckenebenen gewählt. In den Verkehrsflächen werden Sichtbetonoberflächen analog der Außenwand vorgesehen. Für die Konstruktionen der Geschossdecken schlagen wir vorgefertigte Holzmoduldecken vor. Dieses nachhaltige Deckensystem funktioniert ohne Aufbeton und realisiert bei geringem Materialverbrauch einen wirtschaftlichen Einsatz des nachwachsenden Rohstoffs Holz. Die Dachkonstruktion des Schulneubaus wird als intensiv begrüntes Flachdach ausgebildet und kann gleichzeitig als Photovoltaik-Standort genutzt werden.

Upcycling auch in den Freianlagen 

Die Freianlagen bedeuten für uns einen wesentlichen Teil des Entwurfsansatzes. Unsere Kolleginnen und Kollegen von pbr freiraum sehen einen Freiraumtypus vor, der einen stark durchgrünten Campuscharakter aufweist. Bewusst verzichten wir auf die Ausbildung eines reinen Schulhofes oder einer Parklandschaft, viel mehr öffnet sich der Freiraum durch den gefassten, ruhigen Städtebau, multi-codierte Nutzungsmöglichkeiten und durch eine klare Durchwegung gleichsam für alle Nutzergruppen. Räumlich gliedert sich der Campus unauffällig in drei Teilbereiche. Erholung, Sport, Kommunikation. Einzelne unterschiedlich große Taschen öffnen und schließen sich innerhalb des Campus zu lebendigen Kommunikationszonen; Rückzugs- und Ruhebereichen, Schatten- und Liegewiesen schaffen Abwechslung und verbinden sich über eine gleichmäßige Rhythmik.

Das landschaftliche Leitbild folgt aufmerksam der umgebenden Region und entwickelt sich unter Zuhilfenahme der Wiederverwendung massiver Betonplatten des Bestandsparkplatzes zu einem ortsspezifischen Entwurfsthema. Dabei folgt auch dieser Ansatz einer konstanten Rhythmik: fest, gebrochen, grün: Begehbare Bereiche werden mit intakten, überarbeiteten Betonplatten ausgelegt, die gleichsam die Taschen einfassen und mit dem Campus verzahnen. Defekte und/oder gebrochene Platten werden zu einem biodiversen Magerstandort für vielerlei Flora und Fauna. Intensive, dichte und trockenheitsresistente Planzungen aus heimischen und „Klima -X“ Gehölzen bilden bei einzelnen Taschen den Übergang zur inneren, spezifischen Nutzung. Neben der massiven Einsparung von neu zu verbrauchendem CO2, welches durch Herstellung und Transport neuer Verschleißschichten entstehen würde, nimmt der Entwurfsansatz rücksichtsvoll und behutsam Bezug zur Geschichte des Ortes und soll bewusst zu kontroversen Diskussionen anregen.

Die Innenhöfe und Dachterrassen folgen der Ruhe und Großzügigkeit der Bewegungsflächen im Gebäude-inneren und dienen neben Kommunikationsflächen und grünem Klassenraum, hauptsächlich dem Kurzaufenthalt und der visuellen Erholung.

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