In Bous wurden schon 1889 nahtlose Rohre nach dem Mannesmann-Pilgerschrittverfahren gewalzt. Das Werk Bous – die ehemalige Mannesmannröhren-Walzwerk AG – kann für sich in Anspruch nehmen, dass dort die ersten nahtlosen Stahlrohre serienmäßig hergestellt wurden. Zur besseren Versorgung der Röhrenherstellung mit hochwertigem Ausgangsmaterial wurde 1961 ein Elektrostahlwerk in Betrieb genommen. Dieses Werk ging 1998 als eigenständige Tochtergesellschaft in den Besitz der Georgsmarienhütte Holding GmbH über.
Weithin sichtbar blieb das Logo der Georgsmarienhütte GmbH an der neuen Stranggussanlage in Bous / Saarland. Die Gesamtbaumaßnahme bestand aus der eigentlichen Stranggussanlage, der zugehörigen Wasserwirtschaft, der Energiewirtschaft sowie der Segment- und Dolomitwerkstatt. Durch die Erweiterung der Produktionsanlage wurde die vorhandene Werksstruktur sinnvoll aufgewertet und ergänzt.
Der Generalbebauungsplan für den Standort wurde durch die GMH Engineering GmbH, Georgsmarienhütte, entwickelt und gemeinsam mit pbr als Objektplaner im Auftrag der Stahlwerke Bous GmbH erfolgreich umgesetzt.
Von der Planung zur Realisierung
Die pbr AG bearbeitete als Gesamtplaner alle Leistungsphasen der Architektur, Tragwerksplanung, Gebäudetechnik sowie Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen. Im Rahmen der Baumaßnahme wurden etwa 30.000m³ Erdreich bewegt, 23.000 m³ Beton mit 1.500 t Bewehrungsstahl in die Schalungsformen für hochsensible Fundamente mit hohen und dynamischen Beanspruchungen gegossen. 2.500 t Profilstahl wurden für die Tragkonstruktion verbaut. Teilweise wurden Gründungskörper bis in eine Tiefe von 9 m geführt. Diese mussten wegen der Nähe zur Saar über Zugpfähle gegen Auftrieb gesichert werden. Die Gebäude erreichen teilweise Traufenhöhen von über 40 m über Terrain. Dennoch wurden die Baumaßnahmen termingerecht zur Anlagen-Inbetriebnahme fertiggestellt.
Dabei war und ist das schnelle Erwirken in der Planung und Realisierung von Industriebauten ein wichtiger Erfolgsfaktor. Denn für industrielle Bauprojekte gelten kurze Realisierungszeiten. Verzögerungen des Baufortschritts resultieren in Unkosten für den Bauherrn, so dass Terminsicherheit zu einer maßgeblichen Größe wird. Die Planung von Gebäuden für die Industrie und das Gewerbe stellt hohe Anforderungen an die Planer. Die Koordinierung der baubeteiligten Unternehmen muss strategisch durchdacht sein und Schnittstellen optimieren. Darüber hinaus sind industrielle Gebäude durch hohe Belastungen gekennzeichnet – z. B. aufgrund schwerer Produktionsanlagen, hoher Temperaturen oder chemischer Einflüsse. Häufig werden Fachspezialisten benötigt, um den speziellen Anforderungen begegnen zu können.
Auch der Realisierungszeitraum der Baumaßnahmen zur Erweiterung des Stahlwerks Bous war mit 16 Monaten – Dezember 2007 bis Mai 2009 – sehr kurz. Die Zuführung des Rohmaterials zur Stranggussanlage erfolgt aus dem vorhandenen Stahlerzeugungsprozess mittels eines Pfannentransports einschließlich neu angeschaffter Spezialtransportwagen. Bei der Erweiterung der bestehenden Produktionsanlagen musste die vorhandene Werksstruktur analysiert und eine effiziente Lösung für den Neubau geplant werden, um einen reibungslosen Produktionsablauf sicherzustellen und damit die Betriebskosten zu minimieren. Innerhalb des Gebäudes werden die Pfannen mit dem Flüssigstahlinhalt über einen entsprechenden Hallenkran mit einer Hebekapazität von 110 to und den Pfannendrehturm bewegt. Dann erfolgt die Bearbeitung in der neu erstellten Stranggussanlage über den Strang 1 oder 2.
Der noch flüssige Stahl durchläuft den Herstellungsprozess, wird durch Rollensegmente geführt, geformt und in der Kühlkammer entsprechend auf Verarbeitungstemperatur eingestellt. Daraufhin wird er durch einen Bogen in die Horizontale geführt und mit der Brennschneidanlage auf die vorgegebenen Längen geschnitten. Am Ende der Anlage erfolgt die Übergabe des Materials entweder zur Weiterverarbeitung durch einen angeschlossenen späteren Hubbalkenofen und eine nachgeschaltete Walzstraße oder zum Abtransport und Verkauf.
Durch die zeitgleiche Bearbeitung der einzelnen Baumaßnahmen, die zum Betrieb der Anlage notwendig wurden, arbeiteten an dem Projekt ca. 400 Bauarbeiter, Maschinenbauer, Elektromonteure und Anlagenmonteure für Medien wie Gase, Wasser und Strom.