• Sportbad Plus, Lübeck

    Sanierung und Erweiterung

Sanierung und Erweiterung eines bestehenden Schwimmbades 

Vor dem Hintergrund der Klimaziele und mit Blick auf den Beschluss der Bundesregierung, 11,5 Mr. Euro zur energetischen Gebäudesanierung bereitzustellen, könnte und sollte sich diese Denkweise ändern. Denn Deutschland ist gebaut. Neue, geeignete Flächen zur Realisierung eines Sport- und Freizeitangebotes zu erhalten, stellte in der Vergangenheit vielerorts schon ein Problem dar. In Zeiten der Wohnraumknappheit verschärft sich diese Herausforderung. Jetzt gilt es also, den Bestand genauestens zu analysieren und Bauherren verantwortungsvoll zu beraten.

Energieschleuder Bestandsbad?

Unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz und der Umweltverträglichkeit stellen bestehende Hallenbäder einen besonders interessanten Fall dar. Denn aufgrund ihrer Eigenschaften sind diese deutlich energieaufwendiger als zum Beispiel Büro- oder Schulgebäude. Raumlufttechnik, Beleuchtung, Raumheizung, Warmwasserbereitung und -aufbereitung sorgen für hohe Energiekosten. Kommen aufgrund des Alters möglicherweise noch eine minderwertige Gebäudehülle, veraltete Pumpsysteme oder nicht effiziente raumlufttechnische Anlagen hinzu, können Bestandsschwimmbäder schnell zu einem der größten Haushaltsposten für Kommunen und Gemeinden werden. Dennoch sollte eine umfangreiche Untersuchung und Analyse des Bestandes durchgeführt werden, um Defizite festzustellen, aber vor allem, um mögliche Potenziale aufzudecken.

Entscheidender Faktor Primärenergie

Vor dem Hintergrund der gesteckten Klimaziele – in diesem Fall insbesondere die Höhe der Primärenergie betrachtend, die zur Errichtung eines neuen Schwimmbades aufkäme und mit Blick auf die erst im Jahr 2015 erneuerte Fassade –, hat sich die Lübecker Schwimmbäder auf Basis einer umfangreichen Untersuchung des bestehenden Bades durch pbr Architekten Ingenieure in enger Abstimmung mit dem Planungsbüro dazu entschieden, das bestehende Sportbad aus dem Jahr 1975 zu sanieren und zu erweitern. Im Rahmen einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbewertung wurden die folgenden Faktoren betrachtet und deren Ergebnisse in die Planung integriert:

Trinkwasser- und Abwasserbedarf

Flächeninanspruchnahme

Kosten im Lebenszyklus

Standortvorteile

Reinigung/Instandhaltung

Attraktivierung unter der Prämisse, das Sportbad weiterhin als Austragungsort von Wettkämpfen zu erhalten

 

Bestandssituation

Der aus drei Bauteilen bestehende Gebäudekomplex liegt zentral auf dem trapezförmigen Grundstück an der Ziegelstraße. Im Norden befindet sich der kompakte, vollunterkellerte, eingeschossige Eingangs-, Umkleide- und Sanitärtrakt. In südliche Richtung schließt sich die zweigeschossige, ebenfalls vollunterkellerte und in drei Himmelsrichtungen vollverglaste Schwimmhalle mit 50-m-Wettkampfbecken an, die eine markante Dachkrempe prägt. Über einen eingeschossigen Zwischenbau ist die Schwimmhalle mit einem zweigeschossigen Verwaltungsgebäude verbunden.

Attraktivierung durch verändertes Raumprogramm

Das Bestandsgebäude wird auf allen Ebenen entkernt und die haustechnischen Anlagen vollständig erneuert. Um das gewünschte Raumprogramm zu realisieren respektive das bestehende Angebot sinnvoll zu ergänzen, wird das Schwimmbad durch zwei Baukörper in westlicher und südlicher Richtung ergänzt. Diese nehmen auf unterschiedlichen Ebenen die haustechnischen Anlagen und ein neues Kursbecken mit Hubboden auf. Das Raumprogramm auf Sockelebene in Bestand und Anbau wird künftig die Haustechnik, die Werkstatt der Lübecker Schwimmbäder wie auch Personalräume und einen Fußpflegebereich beherbergen. Im Erdgeschoss erstreckt sich die neue Badelandschaft mit wettkampftauglichem 50 m-Sportbecken (Wettkampfkategorie C nach DSV Richtlinie), Lehrschwimmbecken, Wasserpark und Kleinkindbecken und nicht zuletzt einem Kursbecken mit Hubboden. Außerdem verbleiben hier das Foyer wie auch die Föhn-, Umkleide- und Sanitärräume. Im Oberschoss werden Räumlichkeiten für den Wettkampfsport und die Lüftungszentrale Platz finden. Die Umgestaltung des Foyers sorgt nicht nur für eine freundlichere Atmosphäre, sondern ermöglicht Besucherinnen und Besuchern künftig zudem erste Blicke auf die Badelandschaft. Im neu organisierten Umkleidebereich werden neue Fensterbänder im Stiefelgang Blickbezüge nach außen ermöglichen und für eine natürliche Belichtung sorgen. Ein neuer Zugang für Schulklassen und Vereine gewährleistet zukünftig eine verbesserte Wegeführung und vermeidet Störungen des öffentlichen Badbetriebs. Der aktuell noch überdimensionierte Sanitärbereich wird verkleinert und in zwei, den unterschiedlichen Becken zugeordnete Bereiche aufgeteilt. Aufgrund der Gebäudehöhenstaffelung wird sich die Badebene in den jeweiligen Nutzungsbereichen differenziert abzeichnen. Dabei bleibt das Bad jedoch für den Besucher stets in seiner Gesamtheit erlebbar und soll barrierefrei erschließbar sein.

Verbesserte Energiebilanz durch neue Anlagen

Um die Energieeffizienz des Gebäudes zu verbessern, erfolgt die Erneuerung der haustechnischen Anlagen. Die Warmwasserbereitung für das Bad erfolgt über ein bestehendes Frischwassersystem als Trinkwassererwärmungsanlage im reinen Durchfluss ohne Speicherung des Warmwassers. Die notwendige Wärmeenergie wird in drei Heizwasserpufferspeichern mit einem Volumen von jeweils 1.000 Litern bevorratet. Aufgrund der zusätzlich geplanten Duschen wird das Volumen erweitert.

Die abgängigen RLT-Geräte werden durch neue Geräte ersetzt und in unterschiedlichen Technikzentralen im Obergeschoss, Untergeschoss (Bestand) und auf dem Dach wie auch im Untergeschoss des Neubaus aufgestellt. Der Betrieb der RLT-Anlagen erfolgt je nach Nutzungseinheit in Abhängigkeit der Raumfeuchte und der Raumtemperatur sowie nach Nutzungszeiten. Alle Lüftungsgeräte verfügen über einen Wärmerückgewinnungsgrad von > 80 Prozent. Die Be- und Entlüftung, die Entfeuchtung sowie die Erwärmung aller Einheiten erfolgen über entsprechende Lüftungsgeräte mit rekuperativer Wärmerückgewinnung.

Zur Einhaltung der maximalen Raumtemperaturen kommen zukünftig drei Multisplitanlagen mit jeweils einer Außeneinheit und Umluftkühlgeräten zum Einsatz. Die Außeneinheiten werden auf dem Gebäudedach aufgestellt bzw. an der Fassade befestigt.

Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des neuen Gebäudes wird künftig ebenfalls zu einer verbesserten Energiebilanz beitragen. Die monokristallinen PV-Module verfügen über eine Peak-Leistung von 340 W. Aktuell sind 78 Module vorgesehen.

Die Wasseraufbereitung erfolgt künftig nach der Verfahrenskombination Flockung-Mehrschichtfiltration mit adsorptiver Kohle-Chlorung. Die Aufbereitung des Spülwassers erfolgt nach Typ 3, dieses wird in die Regenwasserkanalisation eingeleitet.

Fertigstellung
n.n
Gesamtbausumme
ca. 18,8 Mio. € (brutto)
Bauherr
Lübecker Schwimmbäder
Eigenbetriebsähnliche Einrichtung
der Hansestadt Lübeck
Leistungen pbr
Architektur