Neubau eines Museums zur Ausstellung der Schöninger Speere.

Die Schöninger Speere
Kultur- und Begegnungsstätte Paläon

An der Fundstelle der Schöninger Speere, den ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit, ist das von weither sichtbare, zeichenhafte Forschungs- und Erlebniszentrum "Paläon" entstanden. Wie geschichtete Erde erhebt sich das Gebäudevolumen über die natürliche Topografie und kommuniziert so den Ort als bedeutende Fundstelle der Archäologie. Der prägnante Baukörper ist im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft pbr, Holzer Kobler Architekturen (Zürich) und Topotek 1 aus Berlin entstanden. 

Die futuristisch anmutende Gebäudeform entwickelt sich aus der Horizontalität der Landschaft in die Höhe. Landschaftsbezüge und Blickachsen definieren Volumen, Grundriss und Schnitt des Gebäudes. Durch geringfügig gegeneinander verschobene Formen des Gebäudes entstehen differenzierte Innen- und Außenräume. Das präzise gestaltete Volumen ist mit einer reflektierenden Oberfläche verkleidet und wird so zum Spiegel der Landschaft. Die expressiven Fensteröffnungen muten wie Schatten auf dem Gebäude an und unterstreichen die ausdrucksvolle Dynamik der Architektur. Ebenso inszenieren diese großformatigen, scharfen Einschnitte den Ausblick in die nahe Waldlandschaft, zu den Wildpferden sowie zum entfernten Tagebau und zur Fundstelle.

Ausstellung und Forschung sind im neuen Zentrum unter einem Dach vereint. Empfangen werden Besucher:innen in einem dreigeschossigen Foyer, dem Herz des Gebäudes. Der Ausstellungsrundgang führt über eine räumlich markante, langgezogene Treppe auf die oberste Ebene zu den beiden großen Ausstellungsräumen. Diese sind flexibel bespielbar und erlauben sowohl eine großflächige Inszenierung als auch freie Unterteilbarkeit in kleinere Ausstellungseinheiten. Die Labore und Arbeitsräume der Forschung bilden einen wesentlichen Bestandteil auf dem Rundgang durch das Gebäude und sind für die Besucher:innen sicht- und hautnah erlebbar.

Das neue Forschungs- und Erlebniszentrum vermag mit seiner ikonenhaften Architektur, die durch den Braunkohletagebau geprägte sowie die natürliche Landschaft zu vereinen und wird zum Landmark für Kultur und Wissen.

Um das Gebäude legt sich eine Parklandschaft in sanft schwingenden, offenen und verdichteten Räumen. Zwei Landschaften eines warmzeitlichen Zyklus der Urzeit werden hier über eine Rekonstruktion der typischen Pflanzengesellschaften dargestellt. Ein geschwungenes Wegenetz durchzieht beide Landschaften und stellt notwendige Verbindungen her.

Ein neu angelegter Laubmischwald aus Ahorn, Linde, Hainbuche und Eiche grenzt das Gelände zur Straße hin ab und öffnet sich um den Neubau zur Grube des Tagebaus – der zukünftigen Seekante. Im Osten bedeckt ein geschlossener Wald fast die Hälfte der Fläche des Geländes. Seine Kante wird durch ältere Bäume nachgezeichnet und schafft so eine lebendige und vielfältige Raumsituation. Im Westen erstreckt sich eine offene Landschaft. Wiesen, Sträucher und lockere Baumgruppen bilden hier die Steppenlandschaft um ein Wildpferdgehege. Darin eingebettet steht das Forschungs- und Erlebniszentrum weithin sichtbar auf einer leichten Anhöhe.

Die Erschließungsflächen stehen im Kontrast zum landschaftlichen Park. Als harte befestigte Infrastrukturflächen stehen sie im direkten Zusammenhang mit dem Gebäude und dem Verkehr. Funktionen wie Entree, Cafeterrasse, Spielplatz und Aktionsfläche werden auf polygonalen Flächen um das Gebäude herum gruppiert. Vom Gebäude aus führen lineare Wege in die Landschaft. Wie Synapsen knüpfen sie an das Wegesystem des umgebenden Parks bis zum Ausgrabungssockel an.

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