Erneuerung der Kältezentrale der Stadthalle Bielefeld
Ein Fachbeitrag unseres Projektleiters

Durch die Modernisierung der Kältezentrale haben wir die Stadt­halle in Bielefeld wieder auf den neuesten Stand der ­Technik gebracht und gewährleisten damit auch zukünftig einen wirtschaftlichen ­Be­trieb. Die Stadthalle in Bielefeld, auch „Dampfer“ genannt, wurde 1990 auf Basis des Entwurfs von Gerkan, Marg & Partner errichtet und wird seither als Forum für Veranstaltungen jeglicher Größenordnung genutzt. Neben zwei Veranstaltungssälen und neun Konferenzräumen verfügt die Stadthalle über weitere Nebenräume und Künstlergarderoben sowie ein Eingangsfoyer. Um das Raumangebot zu vergrößern, wurde die Stadthalle im Herbst 2010 durch eine neue Ausstellungs- und Veranstaltungshalle ergänzt. 

Nach einer eingehenden Bedarfs- und Bestandsanalyse wurde beschlossen, die Kältezentrale, über die sowohl die Stadthalle als auch die neue Veranstaltungshalle versorgt wurden, zu erneuern. Die Hauptaufgabe bestand für uns darin herauszustellen, welche Bestandteile der bestehenden Kältetechnik weiterhin genutzt werden können, welche ertüchtigt werden müssen und welche Teile vollständig erneuert werden müssen. Darüber hinaus galt es, den tatsächlich benötigten Kältebedarf zu ermitteln. Letzteres stellte sich als keine leichte Aufgabe heraus, da die Stadthalle zwar über das gesamte Jahr hinweg genutzt wird, allerdings Veranstaltungen unregelmäßig und mit unterschiedlichen Personenzahlen und Raumnutzungsarten stattfinden.

Die bestehende Kälteanlage setzte sich aus einer Kolbenverdichtermaschine (R22) mit 380 kW und einem Turboverdichter (R134a) mit einer Leistung von 780 kW zusammen, der aufgrund seines Alters und der geringen Flexibilität zukünftig nicht mehr genutzt werden sollte. So wurde zunächst untersucht, ob die durch die beiden bestehenden Anlagen erbrachte Leistung überhaupt ausreicht oder ob die bestehende Kälteanlage möglicherweise überdimensioniert ist. Schließlich wurde im Jahr 2010 eine neue Veranstaltungshalle ergänzt, die Kältetechnik allerdings nicht erweitert.

Die Bedarfsanalyse für die gleichzeitige Klimatisierung aller Veranstaltungsräume bei extrem hohen Außentemperaturen ergab eine Kälteleistung von 1,8 MW. Da es einen derartigen Extremfall in der Geschichte der Stadthalle noch nicht gegeben hatte, entschied sich der Betreiber für einen Mittelweg mit tragbaren Investitionskosten. Dieser Entscheidung lag eine lebensnahe und realistische Betrachtung der zu erwartenden Gleichzeitigkeiten, der Wetterdaten und der möglichen Personenzahl zugrunde.

So wurden die bestehenden Anlagen durch zwei Kaltwassersätze mit je 376 kW Leistung und je vier Scrollverdichtern ersetzt. Keine leichte Aufgabe, da im beengten Kellerraum die maximalen Abmessungen strikt vorgegeben waren. Es wurde ein neuer Deckendurchbruch geschaffen, durch den die alten Anlagen aus dem Keller entnommen und die neuen Anlagen eingelassen werden konnten. Neben dem Austausch der Kältemaschinen wurden die beiden eingehausten Rückkühler auf dem Dach der Stadthalle generalüberholt. Zusätzlich wurden die 30 Jahre alten und überdimensionierten Kaltwasserpumpen mit konstanter Drehzahl durch moderne, drehzahlgeregelte Pumpen ersetzt.

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