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Neue Mobilität
Niedersächsisches Fahrzeugzentrum, Braunschweig

Leonie ist wenig auffällig, abgesehen von kleinen Anbauten wirkt der Pkw mit Frauenname wie ein Serienfahrzeug. Aber sie trägt ein Geheimnis unter ihrem Blechkleid, denn sie fährt eigenständig, ohne Fahrer auch durch dichten Stadtverkehr. Der High-Tech-Wagen ist eines der zukunftsorientierten Projekte des NFF Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik. An seinem neuen Standort am Forschungsflughafen in Braunschweig entwickelt das interdisziplinär forschende NFF Lösungen für die Herausforderungen des verdichteten innerstädtischen Straßenverkehrs, z. B. autonome Pkw und emissionsarme Antriebe.

Die Gebäudehülle besteht aus Aluminium-Verbund-Tafeln. Aufgrund ihrer Leichtigkeit, der glatten Oberfläche und der Farbgebung rufen die dynamische Fassadengestaltung und die Materialität Assoziationen zum Automobilbau hervor. Institutsbereich und Technikum werden durch eine gemeinsame, umhüllende Schale miteinander verbunden und zu einer prägnanten Silhouette verwoben. Das Zentrum ist als dreigeschossiger Kopfbau konzipiert, in dem die Büros mit den Projekthäusern und der Seminar- und Tagungsbereich untergebracht sind. Die Fassade ist zur Hermann-Blenk-Straße nach Süden verglast und bietet großzügige Aus- und Einblicke. Die Seminarräume und die Bibliothek im Erdgeschoss sind zum ruhigen Innenhof ausgerichtet. Der Seminar- und Tagungsbereich kann auch von externen Unternehmen für Konferenzen und Meetings genutzt werden. Die Büroflächen in den beiden Obergeschossen sind als Dreibund organisiert und schaffen optimale Bedingungen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Eine effektive Kommunikation der Mitarbeitenden wird durch einen flexiblen Grundriss, ein hohes Maß an Transparenz und geschossübergreifende vertikale Kommunikationszonen erreicht. Besonders die Projekthäuser eröffnen neue Möglichkeiten in der Zusammenarbeit und spiegeln den Teamgedanken des NFF wieder. Hier werden temporär Arbeitsbereiche ausgebildet, in denen interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppen an gemeinsamen Projekten forschen.

In dem Neubau sind die Gebäudeteile für theoretisches und praktisches Arbeiten eng miteinander verknüpft. Aus ihren Büros im Institut erreichen die Forschenden auf kurzem und direktem Wege die Versuchshalle im Technikum. Zentraler Mittelpunkt des Technikums ist der zweigeschossige Hallenteil mit der offenen, großzügigen Verfügungsfläche. Dem Konzept des NFF als offene Arbeitswelt folgend wird diese Fläche für Versuchsaufbauten in gemeinsamer Projektarbeit institutsübergreifend genutzt. Zu den Prüfständen im Technikum gehören u. a. ein Klimarollenprüfstand, ein Antriebsstrangprüfstand, ein Hydropulsprüfstand und 16 akustisch gedämmte Motorenprüfstände. Auf dem Klimarollenprüfstand wird beispielsweise das Verhalten eines Fahrzeugs bei besonderen Klimabedingungen wie extremen Minustemperaturen geprüft. 

Die Lüftung des Gebäudekomplexes erfolgt weitestgehend kontrolliert mit einer Wärmerückgewinnung für die unbelastete Abluft. Dies ermöglicht im Winter, die Abluft über einen Wärmetauscher zu führen und so die Zuluft energiesparend zu erwärmen. Die großen, nach Süden ausgerichteten Fensterflächen mit hohem Energiedurchlassgrad ermöglichen zudem im Winter passive solare Gewinne. Neben der Fernwärme, welche bereits zu mehr als 50 % aus einer hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage (KWK-Anlage) stammt, stehen weitere intelligente Lösungen zur Verfügung, die zur Reduzierung der Heizenergie beitragen. Beispielsweise wird die Abwärme der Verbrennungsmotoren aus den Prüfständen mit einem Temperaturniveau von 60° C zur Gebäudebeheizung genutzt. Das Konzept schafft behagliche raumklimatische Bedingungen, ohne die Umwelt zu belasten.

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