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Sportbad St. Lorenz in Lübeck

Ganzheitliches Konzept aus Sanierung und Erweiterung entwickelt. 

Im Rahmen einer ganzheitlichen Untersuchung haben unsere Schwimmbadexpert:innen das im Jahr 1975 errichtete Sportbad in Lübeck hinsichtlich der Fragestellung "erhalten oder durch einen Neubau ersetzen" bewertet. Dabei haben wir Aspekte, wie Energieeffizienz, Kosten im Lebenszyklus, Flächeninanspruchnahme oder aber Standortvorteile sowie die Tatsache, dass es sich hierbei um einen Austragungsort von Wettkämpfen handelt, in unsere Betrachtung integriert. Die Höhe der für einen Neubau benötigten/entstehenden Primärenergie hinzuziehend, sind wir gemeinsam mit unserem Auftraggeber, der Lübecker Schwimmbäder, zu dem Schluss gekommen, das Bestandsbad zu sanieren und in Teilen sinnvoll zu erweitern. Erste Bereiche konnten jüngst eröffnet werden.

Energieschleuder Bestandsbad?

Unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz und der Umweltverträglichkeit stellen bestehende Hallenbäder einen besonders interessanten Fall mit Blick auf die zuvorgenannte Fragestellung dar. Denn aufgrund ihrer Eigenschaften sind diese deutlich energieaufwendiger als zum Beispiel Büro- oder Schulgebäude. Raumlufttechnik, Beleuchtung, Raumheizung, Warmwasserbereitung und -aufbereitung sorgen für hohe Energiekosten. Kommen aufgrund des Alters möglicherweise noch eine minderwertige Gebäudehülle, veraltete Pumpsysteme oder nicht effiziente raumlufttechnische Anlagen hinzu, können Bestandsschwimmbäder schnell zu einem der größten Haushaltsposten für Kommunen und Gemeinden werden. Dennoch sollte eine umfangreiche Untersuchung und Analyse des Bestandes durchgeführt werden, um Defizite festzustellen, aber vor allem, um mögliche Potenziale aufzudecken.

Schwimmen ist wie Marzipan – zumindest für die Lübecker

Wasser und Schwimmen gehört zu Lübeck wie das Marzipan zu Niederegger. Die Lübeckerinnen und Lübecker haben schon immer die umgebenden Flüssen Trave, Wakenitz und die Ostsee zum Baden aufgesucht. Im Juni 1899 entstand mit der Fluss Badeanstalt Marli das erste öffentliche Naturbad in Lübeck. Wenige Tage später eröffnete das Freibad an der Falkenwiese. Auch in der Lübecker Altstadt konnten die Menschen ab Mai 1900 im Altstadtbad Krähenteich schwimmen gehen. Ende der 60er-Jahre wurde das Naturbad Eichholz (Kleiner See) als bewachte Badestelle eröffnet. Der erste Freibadbau in der Siebentürmestadt entstand 1958 im Stadtteil Schlutup mit dem Freibad Schutup. 1959 eröffnete mit dem Zentralbad das erste Hallenbad im Herzen der Stadt. Im Stadtteil Kücknitz wurde das Schwimmbad Kücknitz als „kleines Familienbad, am Rande der Stadt“ gebaut. Sechs Jahre später erhielt auch Lübeck mit dem Freibad Moisling einen weiteren Standort zum Schwimmen unter freiem Himmel. Zuletzt entstand 1974 das Sportbad St. Lorenz, bekannt für seine 50 m-Schwimmerbahnen und für die Ausrichtung zahlreicher, überregionaler Schwimmwettkämpfe jedes Jahr.

Betreiber der abwechslungsreichen Badelandschaft in Lübeck sind vorrangig die Lübecker Schwimmbäder, die als eigenbetriebsähnliche Einrichtung der Hansestadt Lübeck einen professionell geführten Badebetrieb in der Hansestadt gewährleistet und sich zum Ziel gesetzt hat, jedem Kind das Schwimmen beizubringen, zur Erhaltung der Gesundheit beizutragen und den Schul- und Vereinsbetrieb zu unterstützen. Um das bestehende, breit gefächerte Angebot in Lübeck zu erhalten und dabei lange Schließungszeiten zu vermeiden, beläuft sich die geplante Bauzeit der Sanierungsmaßnahme auf nur 15 Monate.

Bestandssituation

Der aus drei Bauteilen bestehende Gebäudekomplex liegt zentral auf dem trapezförmigen Grundstück an der Ziegelstraße. Im Norden befindet sich der kompakte, vollunterkellerte, eingeschossige Eingangs-, Umkleide- und Sanitärtrakt. In südliche Richtung schließt sich die zweigeschossige, ebenfalls vollunterkellerte und in drei Himmelsrichtungen vollverglaste Schwimmhalle mit 50-m-Wettkampfbecken an, die eine markante Dachkrempe prägt. Über einen eingeschossigen Zwischenbau ist die Schwimmhalle mit einem zweigeschossigen Verwaltungsgebäude verbunden.

Attraktivierung durch verändertes Raumprogramm

Das Bestandsgebäude wurde auf allen Ebenen entkernt und die haustechnischen Anlagen vollständig erneuert. Um das gewünschte Raumprogramm zu realisieren respektive das bestehende Angebot sinnvoll zu ergänzen, wurde das Schwimmbad durch zwei Baukörper in westlicher und südlicher Richtung ergänzt. Diese nehmen auf unterschiedlichen Ebenen die haustechnischen Anlagen und ein neues Kursbecken mit Hubboden auf. Das Raumprogramm auf Sockelebene in Bestand und Anbau beherbergt nun die Haustechnik, die Werkstatt der Lübecker Schwimmbäder wie auch Personalräume und einen Fußpflegebereich. Im Erdgeschoss erstreckt sich die neue Badelandschaft mit wettkampftauglichem 50 m-Sportbecken (Wettkampfkategorie C nach DSV Richtlinie), Lehrschwimmbecken, Wasserpark und Kleinkindbecken und nicht zuletzt einem Kursbecken mit Hubboden. Außerdem verbleiben hier das Foyer wie auch die Föhn-, Umkleide- und Sanitärräume. Im Oberschoss wurden Räumlichkeiten für den Wettkampfsport und die Lüftungszentrale angelegt. Die Umgestaltung des Foyers sorgt nicht nur für eine freundlichere Atmosphäre, sondern ermöglicht Besucherinnen und Besuchern künftig zudem erste Blicke auf die Badelandschaft. Im neu organisierten Umkleidebereich ermöglichen neue Fensterbänder im Stiefelgang Blickbezüge nach außen und sorgen für eine natürliche Belichtung . Ein neuer Zugang für Schulklassen und Vereine gewährleistet zukünftig eine verbesserte Wegeführung und vermeidet Störungen des öffentlichen Badbetriebs. Der seinerzeit überdimensionierte Sanitärbereich wurde verkleinert und in zwei, den unterschiedlichen Becken zugeordnete Bereiche aufgeteilt. Aufgrund der Gebäudehöhenstaffelung zeichnet sich die Badebene in den jeweiligen Nutzungsbereichen differenziert ab. Dabei bleibt das Bad jedoch für Besucher:innen stets in seiner Gesamtheit erlebbar und ist barrierefrei erschließbar.

Verbesserte Energiebilanz durch neue Anlagen

Um die Energieeffizienz des Gebäudes zu verbessern, wurden die haustechnischen Anlagen erneuert. Die Warmwasserbereitung für das Bad erfolgt über ein bestehendes Frischwassersystem als Trinkwassererwärmungsanlage im reinen Durchfluss ohne Speicherung des Warmwassers. Die notwendige Wärmeenergie wird in drei Heizwasserpufferspeichern mit einem Volumen von jeweils 1.000 Litern bevorratet. Aufgrund der zusätzlich geplanten Duschen wurde das Volumen erweitert.

Die abgängigen RLT-Geräte wurden durch neue Geräte ersetzt und in unterschiedlichen Technikzentralen im Obergeschoss, Untergeschoss (Bestand) und auf dem Dach wie auch im Untergeschoss des Neubaus aufgestellt. Der Betrieb der RLT-Anlagen erfolgt je nach Nutzungseinheit in Abhängigkeit der Raumfeuchte und der Raumtemperatur sowie nach Nutzungszeiten. Alle Lüftungsgeräte verfügen über einen Wärmerückgewinnungsgrad von> 80 Prozent. Die Be- und Entlüftung, die Entfeuchtung sowie die Erwärmung aller Einheiten erfolgen über entsprechende Lüftungsgeräte mit rekuperativer Wärmerückgewinnung. Zur Einhaltung der maximalen Raumtemperaturen kommen zukünftig drei Multisplitanlagen mit jeweils einer Außeneinheit und Umluftkühlgeräten zum Einsatz. Die Außeneinheiten werden auf dem Gebäudedach aufgestellt bzw. an der Fassade befestigt. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des neuen Gebäudes wird künftig ebenfalls zu einer verbesserten Energiebilanz beitragen. Die monokristallinen PV-Module verfügen über eine Peak-Leistung von 340 W. Die Wasseraufbereitung erfolgt künftig nach der Verfahrenskombination Flockung-Mehrschichtfiltration mit adsorptiver Kohle-Chlorung. Die Aufbereitung des Spülwassers erfolgt nach Typ 3, dieses wird in die Regenwasserkanalisation eingeleitet.

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