Die transparente Schwimmhalle mit leicht geschwungenem Stahlbetondach auf filigranen Stahlstützen und schräggestellten Glasfronten wurde 1959 bis 1964 nach Plänen des Architekten Manfred Lehmbruck erbaut. Mit dem Stadtbad setzte Lehmbruck seinerzeit Maßstäbe für schöne, nutzerorientierte und flexible Architektur. Das Potential des Gebäudes wurde erkannt und das Stadtbad mit seiner von HAP Grieshaber bemalten Verglasung im Jahr 2000 auf die Liste der Stuttgarter Kulturdenkmäler gesetzt.
Im Jahr 2014 entschied sich das Hochbauamt der Stadt Stuttgart, das Baudenkmal sanieren zu lassen. Ziel dieser Modernisierung war es, das Bad unter Rücksichtnahme auf die schützenswerte Architektur einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen. Innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft haben das Architektur- und Ingenieurbüro pbr und HSP Hoppe Sommer Planungs GmbH die Objekplanung für die Sanierungsmaßnahmen erarbeitet. Die Projektsteuerung lag in der Hand des Hochbauamts der Stadt Stuttgart.
Bis auf kleinere Eingriffe in den vergangenen Jahren befand sich das Bad zu Baubeginn weitgehend im Originalzustand. So bestand das Ziel der Sanierungsarbeiten einerseits darin, das noch junge Baudenkmal zu erhalten, andererseits die Nutzung als öffentliches Hallenbad für die nächsten Jahrzehnte sicherzustellen. Nach diversen Untersuchungen sah die mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmte Planung vor, das Gebäude zunächst energetisch zu sanieren, bauphysikalische und konstruktive Probleme zu beheben und die technische Ausstattung zu modernisieren.
Eine besondere Herausforderung stellte die Restaurierung der vom Künstler HAP Grieshaber gestalteten Isolierglasscheiben der Pfosten-Riegel-Fassade der Schwimmhalle dar. Die Doppelverglasung wies starke Schäden durch Glaskorrosion und im Randverbund auf, so dass das Fraunhofer Institut für Silicatforschung ISC mit der Entwicklung eines Restaurierungskonzepts beauftragt wurde.
Variantenuntersuchung
Für die Sanierung der Pfosten-Riegel-Fassade des Schwimmbades wurden verschiedene Varianten untersucht, u.a. die Ertüchtigung als Doppelfassade sowie der Komplettaustausch und Einsatz der Glaskunst in eine neue Fassadenkonstruktion. In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde entschieden, die Aluminiumkonstruktion vollständig zu ersetzen. Ziel war es, bauphysikalisch Schwachpunkte im Falzbereich der sanierten Glaskunstscheiben zu minimieren und diese so langfristig vor neuen Schädigungen zu bewahren. Damit die neue Konstruktion nicht allzu massiv erscheint, wurde ein trapezförmiges Profil eingesetzt
Schwebende Dachkonstruktion
Auch die das Hallendach segelartig überspannende Dachkonstruktion aus einer für die Bauzeit innovativen Spannbetonkonstruktion war stark geschädigt und musste einer Betonsanierung unterzogen werden, um die Konstruktion vor weiterer Chloridbelastung zu schützen. Zusätzlich wurde das Kaltdach in ein Warmdach mit deutlich erhöhter Dämmstärke umgewandelt und dabei auf den heutigen energetischen Standard ertüchtigt. Dennoch konnte der filigrane Dachrand erhalten bleiben.
Raumprägende Elemente erhalten
Um die Abdichtung zu erneuern, erfolgte im Bereich der Schwimmbecken ein vollständiger Rückbau bis auf die Rohkonstruktion. Die sogenannte Wiesbadener Rinne mit ihrem tiefliegenden Wasserspiegel und der darüber liegenden Handfasse wurden als raumprägende Elemente wiederhergestellt. So auch das Beleuchtungskonzept von Lehmbruck. Über an den Stahlstützen angebrachte Strahler mit starkem Indirektanteil wird das Hallendach so in Szene gesetzt, dass es schwebend erscheint.
Die Schwimmhalle ist besonders geprägt durch den Materialkanon der sandfarbenen Kleinmosaikfliesen und den Teakholzverkleidungen oberhalb der dünenartig ansteigenden Tribüne. Auch im Bereich der Fliesen galt es, Sonderlösungen zu finden. So wurde das Regelformat per Hand auf ein spezielles Maß geschnitten und anschließend verlegt.
Die in den Umkleiden vorhandenen gefliesten Einzelkabinen und Spinde wurden zum Teil saniert. Ein anderer Teil wurde durch Sammelumkleiden ersetzt, die den Anforderungen eines modernen Schwimmbades entsprechen. Im Bereich des Vereinsraums konnte die gestaltprägende Theke im Originalzustand erhalten bleiben. Diese bildet mit grauen Resopal-Oberflächen einen starken Kontrast zur bauzeitlichen Holzverschalung. Zudem konnte mit neuen Ganzglas-Innenfassaden der Bestand behutsam modernisiert und ergänzt werden.
Im dreibündigen Bereich für Archivtechnik, westlich der Magistrale, sind Anlieferung, Werkstatt und Archivalienaufbereitung untergebracht. Die Werkstatträume werden unter anderem zur Restaurierung und Trocknung von Archivgut genutzt. Das erste Obergeschoss beherbergt die übrigen Nutzungseinheiten, darunter eine Dienstbibliothek, Lagerräume und eine Reprowerkstatt zur Anfertigung von digitalen Reproduktionen. Im zweiten Obergeschoss befindet sich die Dienstwohnung des Haustechnikers.
Das Herzstück des Staatsarchivs bildet der fünfgeschossige Magazintrakt im Norden des Grundstücks. Von den Gebäudetrakten für Öffentlichkeit/Verwaltung und Archivtechnik aus ist er für die Mitarbeiter des Staatsarchivs über die Magistrale auf kurzem Wege zu erreichen. Eine besondere Herausforderung in der Planung des Magazins stellten die Anforderungen an Öffentlichkeit, Klima und Belichtung dar.
Barrierefreies Bad
Die heutigen Planungsanforderungen beziehen sich nicht nur auf die Ertüchtigung in konstruktiver und energetischer Hinsicht, sondern verlangen auch eine Erleichterung der Nutzung für ein breiteres Bevölkerungsspektrum. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurde ein Aufzug eingebaut, der zur barrierefreien Überbrückung des Erdgeschosses und des Obergeschosses dient. Ein Plattformlift dient der Überwindung des Höhensprungs zwischen dem Duschbereich und dem Beckenumgang. Weitere nutzungserleichternde Ausstattungen wie ein Leitsystem für Sehbehinderte und ein mobiler Beckenlifter wurden ebenfalls vorgesehen. Als öffentliches Gebäude und als Versammlungsstätte entspricht auch das Brandschutzkonzept nach der Sanierung den heutigen Anforderungen.